Oliver Richters von der Uni Oldenburg informierte heute als externer Referent über die Postwachstumstheorie. Knapp 50 Jahre nach den Studien zu den Grenzen des Wachstums kehrt die Debatte um das BIP als wirtschaftspolitisches Oberziel in die gesellschaftliche Mitte zurück. Nicht erst Greta Thunberg hat Wirtschaftswachstum zum Klimafeind Nummer Eins erklärt. Das Problem: Das Modell der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ignoriert den Faktor Natur. Es unterstellt, dass die Ressourcenbasis einer Volkswirtschaft unendlich ist – und Abfälle nicht existieren. Die ökologischen Grenzen der Erde lassen jedoch kein endloses Wachstum der Wirtschaft zu.
Herr Richters gab Hinweise, wohin unsere Gesellschaft sich entwickeln müsste, damit die großen Probleme unserer Zeit noch gelöst werden können: Klimachaos, Ressourcenverknappung, wachsende Kluften zwischen Arm und Reich. Postwachstums-Aktive sprechen hier von der erforderlichen „Wachstumsrücknahme“, die keinen Wohlstandsverlust auslöst, wenn insbesondere die zweifelhaften Bereiche schrumpfen (Krankheitskosten, Umweltzerstörung). Tatsächlich müssten wir lernen, neben der Auftragslage von Unternehmen auch den Zustand der Infrastruktur, des Bildungs- und Sozialwesens sowie der Natur als Teil „der Wirtschaft“ zu betrachten. Mit der Entwicklung neuer Wohlstandsindikatoren ist es also nicht getan – sie müssen auch als Wirtschaftsindikatoren anerkannt werden. Dies erfordert eine neue, umfassendere Definition von Wirtschaft in unserem Alltagsbewusstsein.